In unserem letzten Buch (Ihr Hobby – Boas und Pythons) berichteten wir ausführlich über unsere Erfahrungen mit Boviserinâ, einem aus Rinderblut gewonnenen Aminosäurenkonzentrat.
Leider wurde dieses Arzneimittel aufgrund der BSE – Problematik vom Markt genommen, just als unser Buch die Druckerei verließ. So was nennt man dann perfektes Timing.
Dieser Umstand wäre noch zu verschmerzen gewesen. Viel schlimmer war aber, dass mit dem Wegfall von Boviserinâ eine therapeutische Lücke in der Behandlung kranker Riesenschlangen entstanden war, die lange nicht geschlossen werden konnte.
Nun steht endlich wieder ein gleichwertiges Mittel zur Verfügung, nämlich Bioserin von der Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte (WDT). Bei Bioserin werden die Proteine aus dem Serum von Pferden statt von Rindern gewonnen. Es ist seit Oktober 2001 auf dem Markt und in Apotheken oder beim Tierarzt erhältlich.
Bioserin ist bei bestimmungsgemäßer Anwendung gut verträglich, kann vom Schlangenhalter selbst verabreicht werden und hat einen breiten therapeutischen Nutzen. Deshalb sind wir der Meinung, das Mittel ist es wert ausführlich besprochen zu werden. Hier nun also unsere Erfahrungen mit der Anwendung von Bioserin bei Riesenschlangen und die Anwendungsgebiete, bei denen wir es eingesetzt haben:
- Bakterielle Infektionen des Magen-/Darmtraktes
- Verdauungsprobleme bei Jungschlangen, bedingt durch Insuffizienz des Verdauungsapparates (Regurgitationssyndrom)
- Appetitmangel und Kachexie (=Auszehrung und Kräfteverfall)
- Steigerung der Widerstandsfähigkeit gegen Infekte
- Besserung des Allgemeinzustandes
- Steigerung der Gewichtszunahme
Zu Punkt 1:
Schon im Anfangsstadium einer Infektion mit Pseudomonas aeroginosa oder Proteus ssp. verweigern Riesenschlangen die Nahrung und magern rasch ab. Als Ergänzung zur Antibiotika Behandlung nach Resistenztest empfiehlt sich die Gabe von 0,5 - 1ml Bioserin pro 100 Gramm Schlange, höchstens jedoch 15 ml jeden 2. Tag über den Zeitraum von 14 Tagen.
Ein oral wirksames Antibiotikum kann zusammen mit Bioserin über eine Schlauchsonde verabreicht werden.
Die so behandelten Tiere magern in der Regel nicht weiter ab und beginnen nach Ende der Antibiotika Behandlung früher mit der Futteraufnahme, als das normalerweise der Fall ist.
Zu Punkt 2:
Manche Jungschlangen neigen im ersten Lebensjahr dazu, verabreichtes Futter wieder auszuwürgen. Näheres darüber haben Sie bereits im Abschnitt über das Regurgitationssyndrom gelesen.
Durch wiederholtes Auswürgen der Nahrung wird der Verdauungsapparat des Tieres immer empfindlicher, was dazu führt, dass es zum Schluss überhaupt nichts mehr behält.
Hier ist Bioserin ein wichtiger Ergänzungsfaktor zur medizinischen Behandlung der jungen Riesenschlange. Bereits während oder spätestens nach Behandlung der Krankheitsursache mit dem entsprechenden, vom Tierarzt festgelegten Medikament wird das Reptil mit Gaben von 0,5 - 1 ml Bioserin x 100 Gramm Körpergewicht jeden 3. Tag per Schlauchsonde über 14 Tage hinweg ernährt. Danach ist der Zustand des Tieres so stabil, dass es nach einer Pause von 2 Wochen mit Nacktmäusen gefüttert werden kann und diese auch behält. Anschließend wird schrittweise wieder größeres Futter angeboten.
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Zu Punkt 3:
Auch über die Wildfangproblematik haben Sie in diesem Buch ja schon einiges gelesen. Der Stress durch Fang und Transport, die vielen Ortswechsel und oft unzureichenden Haltungsbedingungen wirken sich auf die Bereitschaft der Tiere zur Nahrungsaufnahme verheerend aus. Daran kann auch oft eine tierärztliche Versorgung nichts ändern.
Bioserin in der Dosierung wie unter Punkt 1 führt zu einer Stabilisierung des Körpergewichtes, unter Umständen sogar zu einer leichten Gewichtszunahme und fördert den Appetit der Tiere, so dass diese (wenn alle Krankheiten und Parasiten behandelt wurden) nach einiger Zeit mit ein bisschen Glück wieder ans Futter gehen. Sollte dies nicht der Fall sein und es der Allgemeinzustand des Tieres erfordern, kann die Bioserin - Gabe nach einer Pause von 14 Tagen wiederholt werden.
Zu Punkt 4:
In unserem im August 1998 an die Firma Hoechst Roussel Vet übersandten Erfahrungsbericht vermuteten wir bereits, dass Boviserinâ bei Riesenschlangen zu einer erhöhten Widerstandsfähigkeit gegen Infekte führt.
In der Packungsbeilage (im Volksmund „Waschzettel“ genannt) von Bioserin steht es nun schwarz auf weiß: „Bioserin steigert ganz allgemein die Abwehrkraft gegen Krankheiten“. Das ist – so finden wir – eine klare Auskunft die man gerne hört.
Es wäre aber jetzt unsinnig, eine futterfeste Riesenschlange mit der Schlauchsonde zu traktieren, nur um das Immunsystem mittels Bioserin aufzufrisieren. Da könnte durch den Stress der positive Effekt gleich wieder aufgezehrt werden. Hier gibt es aber eine einfache und für die Schlange wesentlich angenehmere Methode der Verabreichung: Das Bioserin wird einfach in ein totes Futtertier injiziert und dient so gewissermaßen als Nahrungsergänzung. Wenn Sie bei jeder zweiten oder dritten Fütterung eine entsprechend Punkt 1 dosierte Menge verabreichen, sind Sie auf der sicheren Seite.
Zu Punkt 5:
Die unter Punkt 4 beschriebene Ergänzung der Nahrung mit Bioserin führt zu einer Steigerung des Allgemeinbefindens der Tiere. Es ist zu beobachten, das die Schuppen schon nach kurzer Zeit mehr schillern und glänzen und die Farben der Tiere kräftiger werden, was einen guten Gesundheitszustand dokumentiert.
Zu Punkt 6:
Jeder Kraftsportler wird bestätigen, dass die Einnahme von Aminosäuren (in Tabletten oder als Drink) noch einige Pfunde Muskelmasse zusätzlich draufpackt. Mit einem Eiweiskonzentrat wie Bioserin wird der anabole Stoffwechsel des Tieres so richtig auf Trab gebracht und es wächst schneller. Aber übertreiben Sie es nicht!
Noch ein Hinweis für Bodybuilder: Finger weg, das Zeug gehört den Schlangen!
Bioserin ist bei Tierärzten und in Apotheken in Deutschland erhältlich