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Boa constrictor Gen - Test | Gen Test für Reinrassigkeit von Boas | Gentest | Gentest an Boas | genetische Untersuchung an Boas | Boa Gentest | Diplomarbeit Boa Gen - Test | Untersuchung mitochondrialer Variationen im CytochromB-Gen bei Boa constrictor |
Dies sind Auszüge aus der Diplomarbeit von Michael Rauberger zur Erlangung des akademischen Grades des Dipl. Medicinae Veterinariae an der Vet Med Uni Vienna. Wir haben versucht, die Quintessenz der Arbeit herauszuarbeiten. Die Auswahl der entsprechenden Textstellen wurde durch uns getroffen.
Untersuchung mitochondrialer Variationen im CytochromB-Gen bei Boa constrictor Subspezies in Gefangenschaft
1.1. Zusammenfassung
Zucht und Haltung der Abgottschlange (Boa constrictor) und anderer Riesenschlangen erfreut sich in Europa und Nordamerika zunehmend großer Beliebtheit. Bislang liegt nur eine genetische Studie über die genetische Variabilität der Boa constrictor vor. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen Beitrag zur effizienten Kontrolle von Handel, Zucht und Haltung der Boa constrictor zu leisten.
Die Untersuchungen wurden an Hautresten von Häutungen von 74 Tieren verschiedener Subspezies und Varietäten der Tierart durchgeführt. Alle beprobten untersuchten Tiere stammen aus Heimtierhaltung. Die Phänotypisierung und taxonomische Einordnung der Proben erfolgte durch einen erfahrenen und renommierten Züchter. Mittels Sequenzanalyse wurde ein 372 bp langes Fragment im mitochondrialen CytochromB-Gen genotypisiert.
Im untersuchten Fragment wurden 26 verschiedene Haplotypen gefunden. In der phylogenetischen Untersuchung mit Python regius als Außengruppe zeigen sich innerhalb der Boa constrictor Gruppe drei eindeutig differenzierbare Cluster im Dendrogramm. Cluster 1 scheint dabei in näherer Verwandtschaft mit Cluster 2 zu stehen, tatsächlich ist die Bootstrap-Unterstützung aber nur 64,6%. Die drei Gruppen sind auch regional drei unterschiedlichen Verbreitungsgebieten zuzuordnen: Nordamerika (Mexiko), Mittelamerika und Südamerika.
Es wird empfohlen, anders als bisher, die drei klar abgrenzbaren Gruppen als Subspezies zu führen, alle unterschiedlichen, innerhalb der drei Cluster liegenden Proben als Varietäten der jeweiligen Subspezies.
2.4. Boa constrictor in Gefangenschaft
Die Haltung von Reptilien ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Seit Ende der Neunzigerjahre kann man von einem regelrechten “Boom“ bezüglich der Haltung von exotischen Reptilien in Amerika und Europa sprechen, häufig zu Lasten der Tiere. Mittlerweile gibt es in jeder mittelgroßen Stadt regelmäßig Reptilienbörsen sowie Reptiliengeschäfte. (…)
Durch die häufig nicht nachvollziehbaren Importwege sind reinrassige, im Sinne von nach Regionen zu unterscheidenden Boas constrictor sehr selten. Darüber hinaus wird dieser Umstand auch von Händlern und Züchtern ausgenützt. Beispiel: Es werden 2 Mix-Boas miteinander verpaart. Von den 40 Nachzuchten sehen 7 nach der Geburt so ähnlich aus, wie eine seltene Inselform. Der Käufer züchtet nun mit seiner „reinrassigen“ Mixboa weiter etc. Dieser Umstand wird durch die einfache Nachzucht begünstigt. Durch die unkontrollierte Zucht von Bastarden sind in Gefangenschaft größere Exemplare von Boa constrictor entstanden als in der freien Wildbahn. (…)
5. Diskussion
Aufgrund der Ergebnisse ist es leider nicht möglich alle untersuchten Varietäten definitiv genetisch zu differenzieren.
Einige Unterarten, wie Boa constrictor longicauda, Tarahumara Mountainboa, oder die Festlandvarietät der Boa constrictor imperator aus Costa Rica, zeichnen sich in unseren Ergebnissen durch Ihre Einzelstellungen aus, d.h., sie besitzen Mutationen im untersuchten Segment, die innerhalb der Unterart/Varietät konsistent sind, aber bei keiner anderen Varietät in dieser haplotypischen Kombination auftreten. Diese Tatsache lässt darauf schließen, dass es sich um spezifische Genotypen der Unterart/Varietät handelt.
Auch wenn eine derart klare Abgrenzbarkeit nicht für alle Varietäten/Unterarten gegeben ist, so sind durchaus Gruppen zu beschreiben, zwischen denen eine größere Variabilität besteht als innerhalb der Gruppen. Gestützt auf das aus den Sequenzen erstellte Dendrogramm (Abb.9) lassen sich die Proben der untersuchten Tiere genotypisch eindeutig in drei Gruppen einteilen:
Die Tarahumara Mountainboa (#56 und #57), auch Mexiko-Zwergboa genannt, wird offiziell zu den Boa constrictor imperator gezählt. Mit einer Bootstrap-Unterstützung von nur 64,6% erscheint sie aber als klar abgesetzte eigene Gruppe.
Alle anderen Boa constrictor imperator (El Salvador, Costa Rica, Belize, Honduras, Nicaragua (Corn Island), Honduras Hog Island Form) aber auch die Unterarten Boa constrictor sabogae und Boa constrictor longicauda stellen, auch wenn z.T. eindeutige Unterschiede zwischen den Varietäten und den Unterarten nachweisbar sind, den zweiten Block dar. In allen Fällen ist die Sequenzabfolge des untersuchten Abschnitts deutlich zu Block eins und Block drei abgrenzbar (#19 - #23, #1 - #8, #51 - #55 und #58 - #77).
In die dritte Gruppe gehören alle Boa constrictor constrictor sowie die Boa constrictor amarali (#9 - #18, #24 - #30 und #32 - #50). Auch hier sind punktuell Unterschiede zwischen den diversen Varietäten, im Großen und Ganzen ergibt sich aber ein homogenes Gesamtbild der dritten Gruppe und eine klare Abgrenzung zu Gruppe eins und zwei.
Die in der phylogenetischen Analyse abgegrenzten Gruppen finden ihre direkte Entsprechung in der geografischen Herkunft der der Tiere.
Die Tarahumara Mountain Boa lebt im Norden Mexikos, in Nordamerika also, und ist räumlich deutlich abzugrenzen von allen anderen untersuchten Tieren.
Bei der zweiten Gruppe fällt auf, dass zwar auch Inselformen dabei sind, die jedoch oft keinen genotypischen Unterschied zu den Festlandformen aufweisen. Bei den Inselformen handelt es sich zudem meist um kleinste Populationen, was den Verdacht nahe legt, dass die Tiere dieser Inselpopulationen eventuell erst im Laufe der Industrialisierung (höheres Schiffaufkommen) zufällig auf die Inseln verbracht worden sind. So zeigt z.B. eine Boa constrictor imperator von der zu Belize gehörigen Insel Crawl Cay den identischen Haplotyp wie die Boa consrictor imperator aus El Salvador. Im größeren geografischen Zusammenhang sind aber letztendlich alle Tiere, die zum zweiten Block gehören, Mittelamerika zuzurechnen.
Bei der dritten Gruppe sind ebenfalls einige Inselformen dabei, jedoch leben alle Tiere in Südamerika. In der Literatur wird die Boa constrictor amarali (benannt nach dem Entdecker) von manchen Autoren Boa constrictor constrictor zugeordnet. Auch nach den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung wäre es korrekter, die Schlange Boa constrictor constrictor nach Amaral zu nennen,wenngleich die Boa constrictor amarali phänotypisch deutlich von anderen Boa constrictor constrictor zu unterscheiden ist. Vulgär wird sie auch Kurzschwanzboa genannt, nach dem auffällig kurzen Schwanz.
Bei genauerer Betrachtung der Abgrenzung der Lebensräume der drei oben angeführten Gruppen ist das Fazit nachvollziehbar: Gruppe eins ist räumlich weit entfernt (über 3000km) von Gruppe zwei. Diese wiederum wird im Nordwesten von Bolivien durch das Massiv der bis zu 5800m hohen Anden zu Gruppe drei abgegrenzt (Abb. 10).
Zusammenfassend erscheint es durchaus sinnvoll nur noch in 3 Unterarten der Boa constrictor zu unterscheiden:
1. Boa constrictor mexicana (Mexikoboa)
2. Boa constrictor imperator (Mittelamerikaboa)
3. Boa constrictor constrictor (Südamerikaboa)
Diese Ergebnisse werden von HYNKOVA et al. (2009) gestützt, soweit es den Vorschlag zur Einteilung von Boa constrictor in die Subspezies Boa constrictor imperator und Boa constrictor constrictor betrifft. Boa constrictor aus der Sierra Tarahumara wurden in dieser früheren Studie nicht untersucht. Natürlich macht es auch in Zukunft Sinn, weiterhin die verschieden Varietäten zu unterscheiden, diese sich z.T. phänotypisch stark unterscheiden. Bei manchen sogenannten Varietäten gibt es aber tatsächlich kaum phänotypische Unterschiede. Bei diesen Fällen wäre es denkbar, oben genanntes Schema zur Klassifizierung anzuwenden.
Anhand der Ergebnisse ist es leider nicht möglich einen allgemein gültigen genetischen Schnelltest zu etablieren, mit dem alle Varietäten eindeutig zu differenzieren wären. Weitere genetische Untersuchungen, z.B. Sequenzanalyse der hypervariablen mitochondrialen Kontrollregion mit anschließender phylogenetischer Untersuchung sollten durchgeführt werden. Im Interesse eines effizienten Monitorings der Zucht von Boa constrictor in Gefangenschaft wären Untersuchungen kerngenomischer Bereiche besonders wünschenswert, um Abstammungskontrollen durchführen zu können und um in unlauterer Absicht gezüchtete Bastarde eindeutig erkennen zu können.
Unsere Anmerkung dazu:
Wie der Autor bereits schreibt, kommt er zu ähnlichen Ergebnissen wie HYNKOVA et al. (2009). Dies zeigt, dass die Taxonomie ständig im Fluss ist und bisher gültige Einordnungen immer wieder mal durch neue Erkenntnisse über den Haufen geworfen werden können.
Dies zeigt aber auch, wie unwichtig es für den Boa-Züchter oder Boa-Halter ist, ob eine Boa aus Kolumbien als Boa c. constrictor oder Boa c. imperator bezeichnet wird. Oder ob man eine Boa aus Taboga/Panama nun Imperator Boa oder lieber Sabogae Boa nennt, bzw. ob der Unterart Status für Boa c. sabogae überhaupt gehalten werden kann.
Das einzige was wirklich zählt ist, immer nur Boa constrictor miteinander zu verpaaren, die aus derselben Region kommen und deren Herkunft aus dieser bestimmten Region bekannt und bewiesen ist. Ob diese Boas in der Taxonomie nun als Hinz-Boas oder Kunz-Boas oder übernächste Woche als Kermit-Boas bezeichnet werden, braucht weder den Züchter noch den künftigen Besitzer großartig zu interessieren. Wichtig ist nur, die Besonderheiten der Lokalboas, auf die auch Rauberger in seiner Diplomarbeit immer wieder hinweist, durch züchterische Sorgfalt zu erhalten. Nur so kann man diese vom Aussterben bedrohten Tiere auf Dauer retten.