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Die Geschlechtsreife
Der Eintritt der Geschlechtsreife hängt hauptsächlich vom Alter und Gewicht der Boas ab. In der Regel tritt sie bei normaler Fütterung im Alter von ca. 4 Jahren ein. Durch so genanntes "Powerfeeding" (das heißt: füttern, was rein geht) können manche Riesenschlangen sogar innerhalb von eineinhalb Jahren zur Geschlechtsreife gebracht werden. Dies wird von einigen Züchtern in den USA praktiziert, geht aber sehr zu Lasten der Gesundheit der Tiere.
In der Regel sind die Männchen ca. ein Jahr eher geschlechtsreif als die Weibchen. Es macht überhaupt nichts, wenn der "Bock" bei Eintreten der Geschlechtsreife noch etwas mickrig ist, Hauptsache er produziert fruchtbares Sperma. Ist dies der Fall, spielt seine Größe keine Rolle. Wir haben schon viel über kleine und schmächtige Boa constrictor Männchen geschmunzelt, die voller Freude Weibchen mit der 5fachen Körpermasse bepaarten.
Im umgekehrten Fall raten wir davon ab, "grenzwertige" Weibchen zur Zucht zu verwenden. Das Ergebnis wird - sofern das Tier überhaupt aufnimmt - mit einer handvoll Jungen recht mager ausfallen. Hinzu kommt, dass durch die häufig vorkommende Nahrungsverweigerung während der Trächtigkeit die Schlange in dieser Zeit kaum wächst. Das bedeutet: Auch beim nächsten Wurf wird das Ergebnis (was die Anzahl der Jungen betrifft) nicht berauschend sein. Außerdem besteht die Gefahr, dass zu junge Weibchen Schwierigkeiten bei der Ablage der Jungen, bzw. Eier haben und daher entweder eingehen oder ein Fall für den Operationstisch werden. Zudem wird durch eine zu frühe Trächtigkeit das Wachstum der Schlange in einer Phase gehemmt, wo es noch besonders stark ist.
Deshalb sollte sich der angehende Züchter gedulden und lieber noch ein Jahr warten. Er wird dafür mit einer wesentlich größeren Ausbeute und bleibender Gesundheit des Muttertieres belohnt.
Geschlechtsverhältnis in der Zuchtgruppe
Man nehme ein Männchen und zwei, besser noch drei Weibchen. Der Bock wird seinen Job machen, alle bepaaren und ein gutes halbes Jahr später kann sich der Züchter vor lauter Schlangenbabys gar nicht mehr retten. Da es sich um reinrassige Boa constrictor handelt, findet er problemlos Käufer und wird steinreich.
Soweit die Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus. Nicht was den reißenden Absatz reinrassiger Boa constrictor betrifft, sondern die fromme Mär vom "Bock, der drei Weiber dick macht" (um im Züchterjargon zu sprechen).
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Wir haben noch nie erlebt und auch noch nie gehört, dass ein Männchen gleichzeitig zwei Weibchen geschwängert hat UND vernünftige Wurfzahlen herauskamen. Es kommt wohl vor, dass zwei Weibchen von einem Männchen erfolgreich begattet werden, aber das Ergebnis sieht dann aus wie bei einem Bekannten von uns. Der hatte zwei Boa c. imperator Weibchen, Verbreitungsgebiet Kolumbien. Beide geschlechtsreif, sehr kräftige Tiere, annähernd 2 m lang. Während der Paarungszeit waren sie mit einem Männchen zusammen und wurden abwechselnd bepaart. Ein Weibchen bekam 11 Junge und legte 12 unbefruchtete Eier, das andere hatte 4 Junge und 8 so genannte Wachseier.
Wir sind sicher, dass die Ausbeute wesentlich größer gewesen wäre, wenn er nur ein Weibchen (das größere) zum Männchen gegeben hätte. Ähnliche Ergebnisse von anderen Züchtern sind uns bekannt. Wir haben für diese Erfahrung viel Lehrgeld zahlen müssen. Während der Paarungszeit 1999/2000 gaben wir unser Boa c. longicauda Männchen zu zwei ebensolchen Weibchen. Unser fleißiges Männchen bepaarte beide intensiv. Während bei dem größeren Weibchen die Bemühungen erfolgreich waren (sie bekam 17 Junge), hatte das zweite Weibchen lauter unbefruchtete Eier und starb an der Narkose bei der Operation der Legenot. Hierzu ist zu sagen, dass es für ein Boaweibchen viel anstrengender ist, so genannte "Wachseier" zu legen, als Junge zu gebären. Die Jungen "rutschen" einfach besser. Offenbar ist eine intensive Bepaarung über die gesamte Paarungszeit nötig, um eine Befruchtung aller Eier zu gewährleisten.
Auf die Problematik der Legenot und der unbefruchteten Eier werden wir später noch ausführlich eingehen.
Wenn sie also die Wahl haben, entweder zwei Männchen und ein Weibchen oder ein Männchen und zwei Weibchen zu einer Zuchtgruppe zusammenzusetzen, empfehlen wir, sich für die erste Möglichkeit zu entscheiden. Dies gilt umso mehr, wenn es sich um Sorten handelt, die schwer nachzuzüchten sind, wie zum Beispiel Boa c. constrictor. Bei diesen zeigen sich die Männchen oft paarungsunlustig. Ein zweites Männchen kann hier Abhilfe schaffen, da die Rivalität zwischen beiden oftmals die Paarungsbereitschaft (auch des Weibchens) erhöht.
Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass der Zuchterfolg zum größten Teil von der Paarungsbereitschaft des Männchens abhängt. Und mit der ist es bei manchen Boa- und Pythonarten nicht allzu weit her. Sie können das schönste und kräftigste Weibchen haben, wenn der Bock nicht anspringt, nützt Ihnen das überhaupt nichts. Deshalb unser Rat für angehende Züchter: Jede Zuchtgruppe sollte mindestens aus zwei, besser noch aus drei Männchen bestehen.